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Zum Nachdenken

Wir möchten sie einladen in die wunderbare Welt der Geschichten. Gerne teilen wir mit Ihnen Erzählungen aus dem Leben oder aus der Phantasie, die sie inspirieren, berühren und zum Nachdenken anregen sollen….oder einfach nur unterhalten.

Der weise Russe – Wie man Ziele erreicht

Ein alter, weiser Russe lag im Sterben und rief seine drei Söhne zusammen. "Nun wird es Zeit, einen würdigen Nachfolger für mein Erbe zu finden. Derjenige, der in der geradesten Linie über dieses mit Schnee bedeckte Feld gehen kann, wird das ganze Land erhalten." 

Der erste Sohn schritt entschlossen voran. Ab und zu schaute er zurück, um zu sehen, wie gut er es machte und korrigierte seine Richtung. So ging er in einer mehr oder weniger geraden Linie über das Feld. 

Der zweite Sohn sah diese Methode und dachte, er könne es besser machen. Er macht sich rückwärts gehend auf den Weg, damit er die Linie, die er im Schnee machte, sehen und sie kontinuierlich berichtigen konnte. 

Der dritte Sohn nahm sich einen Baum am Horizont ins Visier, hielt sein Auge auf den Baum gerichtet und ging Schritt für Schritt weiter. So zog er eine perfekte Linie über den Schnee. 

"Nur wer seine Ziele im Auge behält und geradewegs ohne Umschweife darauf zusteuert, ist würdig, mein Erbe anzutreten", sagte der Vater zu seinem dritten Sohn und schlief friedlich für immer ein.

(Quelle: www.dr-mueck.de)

Der Esel, der Vater und der Sohn

Wenn wir ständig versuchen, es anderen recht zu machen, bleiben unsere Wünsche und Bedürfnisse auf der Strecke:

Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagshitze durch die staubigen Gassen. Der Sohn führte und der Vater saß auf dem Esel.

“Der arme kleine Junge”, sagte ein vorbeigehender Mann. "Seine kurzen Beine versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man nur so faul auf dem Esel sitzen, wenn man sieht, dass das Kind sich müde läuft?”

Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen.

Es dauerte nicht lange, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: “So eine Unverschämtheit! Sitzt doch der kleine Bengel wie ein König auf dem Esel, während sein armer, alter Vater nebenher läuft.” Dies tat nun dem Jungen leid und er bat seinen Vater, sich mit ihm auf den Esel zu setzen.

“Ja, gibt es sowas?”, sagte eine alte Frau. “So eine Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch und der junge und der alte Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus. Der arme Esel!”

Vater und Sohn sahen sich an, stiegen beide vom Esel herunter und gingen neben dem Esel her. Dann begegnete ihnen ein Mann, der sich über sie lustig machte: “Wie kann man bloß so dumm sein? Wofür hat man einen Esel, wenn er einen nicht tragen kann?”

Der Vater gab dem Esel zu trinken und legte dann die Hand auf die Schulter seines Sohnes. “Egal, was wir machen”, sagte er, “es gibt immer jemanden, der damit nicht einverstanden ist. Ab jetzt tun wir das, was wir selber für richtig halten!” Der Sohn nickte zustimmend.

Aus dem Buch „Der Kaufmann und der Papagei“ von Nossrat Peseschkian

Der lila Hut

Eine Frau schaut in ihren Spiegel.

Sie ist 5 Jahre alt: Sie schaut sich im Spiegel an und sieht eine Königin. 

Sie ist 10: Sie schaut sich an und sieht Aschenbrödel oder Dornröschen.

Sie ist 15: Sie schaut sich an und sieht Aschenbrödel, Dornröschen, eine Schauspielerin oder, wenn es einer ihrer schlechten Tage ist, sieht sie sich dick, hässlich, voller Pickel und sagt: “Mama, so kann ich unmöglich zur Schule gehen!”

Sie ist 20: Sie schaut sich im Spiegel an und sieht sich zu dick/zu dünn, zu klein/zu groß, die Haare sind zu kraus oder zu glatt, aber sie beschließt, trotzdem los zu gehen!

Sie ist 30: Sie schaut sich im Spiegel an und sieht sich zu dick/zu dünn, zu klein/zu groß, die Haare sind zu kraus oder zu glatt, aber sie findet, sie habe jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern, und sie geht trotzdem aus.

Sie ist 40: Sie schaut sich im Spiegel an und sieht sich zu dick/zu dünn, zu klein/zu groß, die Haare sind zu kraus oder zu glatt, aber sie sagt sich, sie sei zumindest “sauber”, und sie geht trotzdem aus.

Sie ist 50: Sie schaut in den Spiegel und sagt: “Ich bin ich!” Sie lächelt und geht da hin, wo sie hingehen will. 

Sie ist 60: Sie schaut sich im Spiegel an und denkt daran, dass manche sich gar nicht mehr im Spiegel betrachten können. Sie lächelt und zieht los, um die Welt zu erobern.

Mit 70: Sie sieht sich im Spiegel und sieht Erfahrung, Lachen und Fähigkeiten. Sie lächelt und zieht los, um das Leben zu genießen. 

Mit 80: Sie kümmert sie sich nicht mehr darum, in den Spiegel zu schauen. Sie setzt sich ganz einfach ihren kleinen lila Hut auf und zieht los, nur um die Freude zu haben, die Welt zu sehen!

Ja, wir alle sollten unseren kleinen lila Hut schon viel, viel früher aufsetzen…